Friday, October 06, 2006

african kitchen

hier ist es viel zu laut, um fotos zu machen, der laden ist rappelvoll, essen und trinken gut und günstig - das ist schön und zieht viel junges und sehr junges publikum, das hier aber durchaus auch kampftrinkwettbewerbe veranstaltet. aber an freitag- und samstagabenden sind hier sowieso einige straßen fest in der hand von zechenden finnen - hat man uns gesagt. wir identifizieren eher sturztrunkene briten...

back in down town

schöner und nicht schöner ausblick

in der oberstadt ist man ziemlich allein, bis man sich dem hauptaussichtspunkt nähert. und wenn man zwei tage nur in der altstadt herumläuft, hat man vergessen, daß es noch eine andere welt da draußen gibt, außerhalb der stadtmauer, und diese aussicht ist nichts für schwache gemüter: im vordergrund der turm des alten rathauses, im hintergrund die türme der investoren.

also senkt man den blick auf die dächer der altstadt, beschämt über die maßlose häßlichkeit des neuen geldes.

blaukopf


call me novalis...

stadtmauerbaum

wasser im schrägen verlauf


zwischen unter- und oberstadt gehen die tallinner regenrinnen ihre eigenen wege.

unten rosa, oben blau

in der unterstadt tragen die regenrinnen netzstrumpfhosen - in der oberstadt geht es doch ruhiger zu...

die meisterin und die tassen


und dann steigen wir hinab in den keramikkeller, ganz hinten im hof, und ich zeige der frau das foto, das ich gestern von ihr gemacht habe, so spät noch bei der arbeit. ob ich es löschen soll? neinnein, sagt sie lachend auf deutsch, da kann man doch sehen, wie ich arbeite, so spät noch, das ist alles für ein ausstellungsprojekt in deutschland und eigentlich sollte alles schon fertig sein.

und während wir uns umsehen, erzählt sie von ihrem jahr in deutschland, jetzt hätte sie leider zu wenig gelegenheit, ihr deutsch zu sprechen - die übung fehlt, sagt sie, und spricht die worte ganz vorsichtig aus. wir erzählen ihr, wir hätten ein plakat gesehen: tallinn 2011 europäische kulturhauptstadt. ob das schon feststeht? sie weiß es nicht genau, und es ist ihr peinlich, aber so sehr habe sie das noch nicht interessiert - ist das denn so wichtig, fragt sie. wir sprechen von weimar 1999, und wie das ganze geld der kleinen stadt geholfen hat, das man es wirklich sehen konnte an den sanierten häusern und straßen. ach, sagt sie, dann ist das wohl wie eine spritze, ja? eine spritze mit geld? also soll ich hoffen, daß es klappt!

nein, diese tassen seien nicht von ihr, aber von ihrer kollegin, sie teilen sich die werkstatt hier im keller und die miete. ob es teuer wäre? naja, schwer, sagt sie, es ist schon schwer. soviel verkaufen wir nicht, obwohl wir so viel arbeiten... ob es teuer sei, in tallinn zu wohnen, ob sie in der altstadt wohnt? ja, altstadt, sie teilt sich mit ihrer kleinen tochter ein zimmer in einer dreizimmerwohnungsgemeinschaft, wir haben selbst ein bad eingebaut, das haus ist noch nicht saniert.

und sie erzählt das alles ganz stolz und lächelnd, und sie sagt, sie sei sehr glücklich jetzt, es ist ganz anders als früher, jetzt gehören wir zu europa! und sie freut sich, daß uns ihre stadt so gut gefällt, ja, sagt sie, es kommen immer mehr touristen, besonders im sommer, jetzt ist es schon ruhiger, aber sie sollen ruhig alle kommen!

und natürlich kaufen wir die beiden tassen, die wir die ganze zeit schon in den händen halten, von ihrer kollegin rita randmaa. vollmondtassen, sage ich zu hause, als ich sie das erste mal mit tee fülle: das sind meine vollmondtassen aus tallinn.

as plüsch as possible


das meisterhof-café ist klein, eng, unglaublich warm, jede horizontale fläche mit teppichen, decken und kissen bedeckt und wir sind scheinbar die einzigen nichteinheimischen. ich habe den namen der spezialität des hauses vergessen, die mit zimtstangen zum umrühren serviert wird, aber es bedeutete ungefähr: etwas unaussprechlich gutes.

hof der meister


"An der Vene 6 führt ein Tor zu Hofgebäuden aus dem 14. Jahrhundert und in einen Gewölbekeller, wo einst Waren und Vorräte lagerten, heute aber Schmuck in eleganten Glasvitrinen beleuchtet wird. Der Architekt Jaan Pärn, Designer vieler dieser schönen Dinge, hat den Hofkomplex vor dem Verfall gerettet. Es entstand der gemeinnützige "Meistrite Hoov", der Hof der Meister, mit Ateliers und Gastwohnungen für Künstler, mit Galerien und Cafés. Hier sind estnische Meisterstücke zum Exportschlager gereift."
quelle

hier gibt es mehr dazu auf einer leider etwas veralteten website (sehr beeindruckende fotos!). wie jaan pärn mir aber schrieb, soll der hof der meister bald eine eigene internetpräsenz bekommen...

im stadtmuseum

lübeck ein kaufhaus,
köln ein weinhaus,
braunschweig ein zeughaus,
danzig ein kornhaus,
magdeburg ein backhaus,
rostock ein malzhaus,
lüneburg ein salzhaus,
stettin ein fischhaus,
halberstadt ein frauenhaus,
riga ein hanf- und butterhaus,
reval ein wachs- und flachshaus,
krakau ein kupferhaus,
visby ein pech- und teerhaus.


(steht - ohne quellenangabe - an einer wand im raum der hanse)

fish (holt tief luft): also, geboren bin ich im backhaus, gewesen bin ich im weinhaus, zeughaus, malzhaus und frauenhaus. jetzt bin ich im wachs- und flachshaus, und ich möchte bitte auch noch ins hanf- und butterhaus. und ins kupferhaus! aber wo bitte ist das pech- und teerhaus?