Friday, October 06, 2006

die meisterin und die tassen


und dann steigen wir hinab in den keramikkeller, ganz hinten im hof, und ich zeige der frau das foto, das ich gestern von ihr gemacht habe, so spät noch bei der arbeit. ob ich es löschen soll? neinnein, sagt sie lachend auf deutsch, da kann man doch sehen, wie ich arbeite, so spät noch, das ist alles für ein ausstellungsprojekt in deutschland und eigentlich sollte alles schon fertig sein.

und während wir uns umsehen, erzählt sie von ihrem jahr in deutschland, jetzt hätte sie leider zu wenig gelegenheit, ihr deutsch zu sprechen - die übung fehlt, sagt sie, und spricht die worte ganz vorsichtig aus. wir erzählen ihr, wir hätten ein plakat gesehen: tallinn 2011 europäische kulturhauptstadt. ob das schon feststeht? sie weiß es nicht genau, und es ist ihr peinlich, aber so sehr habe sie das noch nicht interessiert - ist das denn so wichtig, fragt sie. wir sprechen von weimar 1999, und wie das ganze geld der kleinen stadt geholfen hat, das man es wirklich sehen konnte an den sanierten häusern und straßen. ach, sagt sie, dann ist das wohl wie eine spritze, ja? eine spritze mit geld? also soll ich hoffen, daß es klappt!

nein, diese tassen seien nicht von ihr, aber von ihrer kollegin, sie teilen sich die werkstatt hier im keller und die miete. ob es teuer wäre? naja, schwer, sagt sie, es ist schon schwer. soviel verkaufen wir nicht, obwohl wir so viel arbeiten... ob es teuer sei, in tallinn zu wohnen, ob sie in der altstadt wohnt? ja, altstadt, sie teilt sich mit ihrer kleinen tochter ein zimmer in einer dreizimmerwohnungsgemeinschaft, wir haben selbst ein bad eingebaut, das haus ist noch nicht saniert.

und sie erzählt das alles ganz stolz und lächelnd, und sie sagt, sie sei sehr glücklich jetzt, es ist ganz anders als früher, jetzt gehören wir zu europa! und sie freut sich, daß uns ihre stadt so gut gefällt, ja, sagt sie, es kommen immer mehr touristen, besonders im sommer, jetzt ist es schon ruhiger, aber sie sollen ruhig alle kommen!

und natürlich kaufen wir die beiden tassen, die wir die ganze zeit schon in den händen halten, von ihrer kollegin rita randmaa. vollmondtassen, sage ich zu hause, als ich sie das erste mal mit tee fülle: das sind meine vollmondtassen aus tallinn.

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