Dienstag, 18. August 2009

erinnerung an eine hängematte

eine hängematte im obstbaumschatten. oma bringt noch ein kissen, die blümchen auf dem bezug sind schon ganz blaß vom vielen waschen. du mußt ja nicht schlafen, nur ruhen. eine halbe stunde! und dann schlafe ich doch ein. und eine spinne, die über mein bein krabbelt, weckt mich, es kitzelt. ich höre oma mit dem geschirr klappern, auf dem tisch steht schon eine schale mit erdbeeren, zwei streuselschnecken liegen auf einem teller.

so, jetzt setz dich mal hierher. möchtest du kondensmilch zu den erdbeeren? oma spricht manchmal ein bißchen streng, aber das ist sie gar nicht. nur gerade sitzen muß ich immer, sonst piekst sie mir ihren finger in den rücken. frischgepflückte erdbeeren mit zucker und kondensmilch für mich und pfefferminztee. die minze wächst nicht im garten, nein, die wächst mir ja alles andere kaputt, die minze wächst am fluß unten. das ist nicht weit, da darf ich allein hin und einen korb voll pflücken.

oma trinkt keinen tee, oma trinkt eine große tasse kaffee, türkisch: erst umrühren, dann setzen lassen. und dann essen wir die streuselschnecken, die kauft oma nur bei bäcker rose, da sind sie am besten, auch wenn sie fünf pfennige teurer sind als bei anderen bäckern. ach, das ist es mir wert. dreißig pfennig für eine roseschnecke, das ist nicht zuviel. und wir krümeln beide mit den streuseln von den schnecken, aber im garten darf man das. das essen die ameisen. wenn sie hier was finden, kommen sie mir nicht in die küche. da hab ich sie gar nicht so gern.

***
diese erinnerung habe ich schon im juni 2001 aufgeschrieben und ich frage mich heute, ob damals die sehnsucht nach dem garten meiner oma dann so groß geworden ist, daß mir das erste mal der gedanke kam, meinen vater darum zu bitten. uns den garten zu überlassen, aus der warmen hand.

Labels:

Samstag, 13. Juni 2009

duschen mit polka dots


wenn man bei offenem fenster morgens duschen kann, dann ist es sommer, nicht wahr? dieses fenster geht nach osten und bietet der morgensonne einlaß...

ich bekenne: ich liebe polka dots. das deutsche wort tupfen ist keine gute übersetzung für eben jene kleinen oder größeren punkte, die in regelmäßigem raster auftreten; deshalb benutze ich den englischen ausdruck.

wahrscheinlich stammt meine liebe zu polka dots aus einer ungestillten kindheitssehnsucht: einmal - einmal! - hatte ich welche auf einem faschingskostüm. meine mutter hatte mich als fliegenpilz herausstaffiert, was ein wirklich simples kostüm ist. mein körper wurde einfach in ein weißes stück stoff eingenäht - ich glaube, es war ein bettlaken -, darunter trug ich wohl noch einen weißen schlafanzug, um nicht zu frieren. auf dem kopf aber hatte ich einen riesigen knallroten fliegenpilzhut, den meine mutter selbst gebastelt hatte. er war mit rotem krepp-papier überzogen und mit dicken weißen polka dots beklebt. hach! mein schönstes faschingskostüm als kind - mit abstand!

jedenfalls lautete mein wunsch an den gartenherrn vor seiner japan-reise: polka dots! er war skeptisch, dann vor ort aber überrascht, wie oft er dieses muster antraf. die auswahl an mitbringseln war also riesig, und unter anderem (!) bekam ich diese tabi, die jetzt im gartenhausbad als deko hängen und mir vielleicht im winter als bettschuhe die füße wärmen werden. hach! und noch mal: hach!

Labels: ,

Mittwoch, 12. November 2008

die gärten der 30er jahre

ich glaube, ich habe noch nicht erzählt, daß wir im frühsommer bei einem rundgang durch unser gartengebiet einen garten gefunden haben, der wohl in seiner struktur am wenigsten verändert worden ist.

nach meinen bisher dürftigen recherchen ist das ganze areal in den 30er jahren zu gartenland umgestaltet worden - merke auf: kein kleingartenverein! es sind alles "besitzgärten", wie man hier sagt. wir fanden nun in diesem einen garten die struktur unseres eigenen wieder: die grundstücke sind alle rechteckig, mit der schmalseite zu einem gartenweg, und alle ursprünglich etwa 500 quadratmeter groß gewesen. die gartenpforte sitzt mittig in der schmalseite, von dort führt ein schnurgerader weg, der mit einer dreier-reihe betonplatten belegt ist, zur gartenlaube. der weg ist an beiden seiten von etwa 70 zentimeter breiten beeten gesäumt. die laube steht am ende des weges nicht mittig, sondern nach links im grundstück versetzt. hinter der laube liegt noch einmal ein drittel grundstück.

links neben dem zentralen weg des gartens und unterhalb der gartenlaube hat es querliegende beete, quer zum hang liegend, denn das ganze areal senkt sich an einem sanften hang zum kleinen flußtal hinunter. weg und beete sind mit betonkanten eingefaßt. auf der linken seite des grundstückes sind auf einer wiesenfläche obstbäume gepflanzt in einer zweier-reihe parallel zum weg. diese zweier-reihe bäume zieht sich an der gartenlaube vorbei (die ja nach links gerückt steht) bis zur hinteren grundstücksgrenze.

auf unserem grundstück stehen auf diesem teil nur noch vier bäume; wenn man das andere "original"-grundstück als maßstab des ursprünglichen plans nimmt und mit unserem vergleicht, fehlen bei uns also weitere vier bäume.

es ist eine schöne und klare gliederung, die sehr in die zeit paßte. wir haben und werden teile dieser alten struktur wiederherstellen, wie z.b. die quer zum hang liegenden beete. allerdings werden wir dort keine erdbeeren anbauen können - dazu sind wir zu selten dort, aber wir wollen mit kräutern oder bodendeckenden stauden zumindest eine erinnerung an das alte wieder erschaffen. in anderen bereichen des grundstückes werden sich eher geschwungene linien mit den jahren etablieren, mehr staudenbeete und andere gehölze, als nur obstbäume. aber eine quitte wird auf jeden falle noch kommen. im nächsten pflanz-herbst...

Labels: ,

Sonntag, 14. September 2008

hilde und anna am fenster


mein vater schickt mir alte fotos, die er gefunden und eingescannt hat. am fenster des gartenhauses stehen meine oma hildegard (links) und meine uroma anna. abgesehen von den zwei alten damen zeigt das foto aber so viel vom garten und vom gartenhaus: da waren mal richtige ziegel auf dem dach, so, wie es heute wieder ist. nur ist unsere ziegeldeckung heute in einer anderen art; hätten wir das foto früher gesehen, hätten wir natürlich so gedeckt, wie es damals war!

das rätselraten und erinnern, ob in dem beet vor dem eingang mal große steine lagen oder nicht, hat jetzt auch ein ende: da waren steine. und die müssen da heute noch sein, das beet ist nämlich jetzt ein regelrechter hügel - wir werden also eine archäologische suchgrabung starten. an den kleinen baum, der dort auch steht, kann ich mich beim besten willen nicht erinnern. die pflaume auf der terrasse steht ja heute noch, und man sieht auf dem bild auch, daß schon damals einer ihrer verlorenen äste einen stummel hinterlassen hatte, auf dem heute noch die meisen sitzen und die sonnenblumenkerne aufknacken.

und meine erinnerung daran, daß meine oma den bereich unterhalb der terrasse in querstreifigen beeten angelegt hatte, stimmt auch, und ebenso, daß diese beete mit aufrecht stehenden brettern, die von erdnägeln gehalten wurden, abgegrenzt waren. links neben dem haus sieht man noch den alten bretterzaun, dort steht heute die hohe ligusterhecke und schirmt uns zu den nachbarn ab.



dieses foto muß älter sein: es gibt noch läden am fenster! auf dem bild oben sind sie weg. und der wein muß später dann heruntergeschnitten worden sein, hier berankt er noch die ganze wand, oben ist er wohl gerade stark zurückgeschnitten worden. und auch hier steht neben meiner deutlich jüngeren oma hildegard meine uroma anna am fenster, die mir immer, wenn ich sie besuchte, ein butterbrot und dazu apfelschnitze mit zucker bestreut gemacht hat. wie glücklich die beiden aussehen; und wie glücklich ich bin, daß mein vater die alten fotos gefunden hat! wir wissen nur leider nicht, wann die bilder gemacht worden sind...

Labels: ,

Sonntag, 22. Juni 2008

juni 2007 - juni 2008



kommenden freitag wollen wir eine kleine einweihungsparty feiern, und das ist für mich heute anlaß gewesen, mal im fotoarchiv zu schauen, wie es vor einem jahr aussah. und wenn ich die alten bilder sehe, weiß ich auch wieder, warum ich damals von tagebaulandschaften gesprochen habe...

Labels: ,

Sonntag, 23. März 2008

ostergabe


das sind fritz und auguste. ich hab sie eben erst getauft, kenne sie aber schon, seit ich mich erinnern kann. diese beiden kakaokannen aus den dreißiger jahren standen bei meiner oma hildegard ganz oben auf dem küchenbüfett. ich durfte sie nicht näher ansehen, ich durfte nicht mit ihnen spielen, in ihnen wurde mir nie kakao serviert. sie standen nur da oben und guckten nach oben.

nach dem tod meiner oma hat mein vater sie sich genommen - für ihn müssen sich wohl die selben frustierenden kindheitserinnerungen damit verbinden. aber heute hat er sie mir geschenkt, nachdem ich neulich mal nach ihrem verbleib gefragt und er abgestritten hatte, sie zu besitzen. merkwürdig, wie papas eben manchmal so sind, isjaklar. abstreiten, damit man dann überraschend schenken kann. ich nehm's als gutes zeichen: an ostern 2008 sind die guten geister in die villa hildegard eingezogen...

Labels: ,

Samstag, 22. März 2008

ostern 1968 und 2008

es gibt ein schwarz-weiß-foto in meinem kinderalbum: auf der frontscheibe des trabbies meiner großeltern liegt schnee, und in den schnee hat jemand ostern 1968 geschrieben. vierzig jahre später am späten karsamstag abend, den wir bei unseren freunden verbracht haben, ist es dann soweit:

Labels: ,

Freitag, 11. Januar 2008

haushülle fertiggestellt!



das foto oben von heute, foto unten vom 22. dezember 2003.

die hülle des hauses ist fertig! heute war es warm genug, also hat der junge-für-alles die fensterfaschen an der süd- und ostseite und den sockel fertiggestrichen. und fotos gemacht, isjaklar.

Labels: , , ,

Montag, 29. Oktober 2007

vergangenheit, ochsenblutrot

und während der fußbodenleger den fußboden verlegt, will der bauleiter auch nicht dumm rumstehen und macht sich einmal mehr nützlich: dieses mal als tapetenrest-entferner. der mann ist eben ein multitalent. und entfernt nicht nur tapete, sondern bürstet das dann auch alles mit der drahtbürste, und ich stelle mir vor, wie die alten wände schnurren dabei.

und unter der drahtbürste kommen interessante alte farben an der wand rechts neben der tür zum bad zum vorschein. von ochsenblut bis gelborange alles dabei. mhm, blaßblau wäre mir zwar lieber gewesen, aber ich denke, wir werden doch ein kleines sichtfenster lassen, wenn die neue farbe an die wände kommt. für die ochsenblutrote erinnerung.

Labels: ,

Montag, 26. März 2007

jahrgang 1912

heute vor zehn jahren ist meine oma hildegard gestorben. es war in diesem jahr der mittwoch vor ostern.

irgendwann in den fünfziger jahren, mein vater kann sich nicht mehr genau erinnern, haben meine großeltern den kleinen garten am rande der stadt gekauft. nach der scheidung meiner großeltern blieb der garten eigentum meiner oma und war ihr geliebtes refugium. ich erinnere mich, wie oft wir von ihrer wohnung bis in den garten gelaufen sind, weil der bus gerade weg war oder das wetter so schön. heute weiß ich, daß es knapp zwei kilometer sind, damals kam mir der weg oft sehr sehr lang vor, besonders an heißen tagen. auf dem rückweg hatten wir dann einiges zu tragen: stachelbeeren, äpfel, ein kissenbezug, der ausgebessert werden mußte. und immer blumen für die vase auf dem wohnzimmertisch...

Labels:

Sonntag, 11. März 2007

heinrich schwarz


er war der mann, von dem die familie das haus gekauft hatte. heinrich schwarz war buchhalter in der klempnerei meines opas. sein namensschild haben wir außen am fuß der südostecke der villa hildegard gefunden.

Labels: ,

geschichte aus der zeitung nr. 317


wir rätseln ja immer noch, wann und in welchen schritten die villa hildegard gebaut worden ist. beim aufnehmen des küchenfußbodens, der unter pvc-fliesen aus ddr-zeiten aus steinplatten bestand, kamen nun alte zeitungen zum vorschein. die existenz dieser platten hatte zu der annahme geführt, daß dieser teil des hauses später als terrasse angefügt wurde, und noch einmal später diese terrasse dann zugemauert und zur küche wurde. die zeitungen kleben an der unterseite der steinplatten; ich weiß nicht, aus welchem grund man solche platten mit zeitungen kaschiert hat...

mit den zeitungsfunden haben wir jetzt den eindruck, die terrasse war gleich von anfang an mit dabei. zwar gab es kein stück zeitung mit datum, dafür aber ein stück lesbarer artikel, in dem über eine vorschrift berichtet wird, die im nachgang zu bekanntmachungen vom april und august 1927 ergangen ist. außerdem fand sich der name der zeitung und eine ausgaben-nummer: allgemeine thüringische landeszeitung deutschland, nr. 317.

die allgemeine thüringische landeszeitung deutschland ist die vorgängerin der thüringischen landeszeitung:

Ein deutlich früheres Gründungsdatum könnte so eigentlich die „Thüringische Landeszeitung“ begehen. Als die Zeitung nach dem 2. Weltkrieg im Herbst des Jahres 1945 startete, tat sie dies mit Unterstützung einer Anzahl weiterer thüringischer Traditionsverlage als gemeinsame Genossenschaft im alteingesessenen Weimarer Panse-Verlag. Auch der Name der „Thüringischen Landeszeitung“, die im Umfeld der Liberal-Demokratischen Partei gegründet wurde und später vollständig in deren Eigentum geriet, verweist auf einen Vorläufer aus dem Panse-Verlag, nämlich die 1849 gegründete und bis 1943 erschienene „Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland“. Da nach dem Zweiten Weltkrieg als Parteizeitung wiederauferstanden, entfiel 1945 aus dem alten Titel die politisch nun zu breit wirkende Bezeichnung „Allgemeine“, ebenso der Zusatz „Deutschland“.
quelle

ich denke im moment also, daß unser gartenhaus in den dreißiger jahren gebaut wurde: die neue vorschrift, die sich auf bekanntmachungen von 1927 bezieht, wird wohl noch vor der machtergreifung der nazis ergangen sein, da diese sich vielleicht eher nicht für "Wohlfahrtspfleger (Fürsorger, Sozialbeamte)", na, ich sag's mal lax: interessiert haben. und darum geht es in dem artikel.

auf dem foto oben besonders schön ist die stellenausschreibung für einen mahnkorrespondenten: "Suche zum ... April 22-25jährigen gelernten Buchhalter als selbständ. und flotten Mahnkorrespondenten"

Labels: ,

Samstag, 10. März 2007

abrißphase: vorher und nachher, innen 1



hinter dem alten wandschrank verbarg sich ein stück wand, das mit einer alten wickeltechnik verziert war. allerdings war diese grünliche farbschicht nur eine von vielen, an einer kleinen, abgeplatzten stelle sah man auch orange, gelb und blau darunter...

mein vater vermutete, der schrank wäre vielleicht vom tischler toll (ja, der hieß wirklich so!) eingebaut worden. die tischlerei toll wäre in der gleichen straße wie die klempnerei unserer familie gewesen, man kannte sich und half sich gegenseitig in zeiten des mangels.

Labels: ,

Montag, 5. Februar 2007

der berühmte lachanfall

ich habe wirklich keine erinnerung mehr daran, warum mich der auftritt dieses kindes so zum lachen gebracht hat. und es ist auch nicht mehr herauszubekommen, wer von der familie in diesem moment auf den auslöser gedrückt hat. aber alle erinnern sich an das lachen. und die spielschürze.

das ist mein garten!

Labels:

Donnerstag, 25. Januar 2007

erkenntnisstand

archäologischer, stand januar:

es wurde offenbar zuerst der linke teil des hauses gebaut, inklusive unterkellerung. gleich oder später wurde eine terasse angefügt, auf die drei stufen hinaufführten. dann wurde diese terasse aufgemauert und es wurde der zweite hausteil daraus, die heutige küche. unter den plastefliesen in der küche fanden sich nämlich steinplatten, wie sie auch draußen für die gartenwege benutzt wurden. dieser bauablauf wird auch durch die nicht durchgehende fette, vulgo firstbalken, gestützt. im angenommenen ersten teil des hauses gibt es sie, im zweiten, der früheren wahrscheinlichen terasse nicht. im spitzboden gibt es zwischen diesen beiden hausteilen eine bis an den first hochgezogene wandscheibe, die mit zwei luken versehen ist. über diesen beiden luken, die groß genug sind, damit menschen da durchpassen, gibt es zwei kleinere luken. wir nehmen an, für tauben: vielleicht wurden im spitzboden mal tauben gezüchtet.

und offenbar wurde in dem moment, als die terasse zur küche wurde, schon ein weiterer anbau geplant. das zeigt die vorgesehene, aber zugemauerte türöffnung nach norden. außerdem gab es an der ostseite entweder schon einmal ein zweites fenster, oder auch dort hat man es vorgesehen. das zeigt die steinfensterbank, die an der außenseite nach osten in der fassade - jetzt völlig nutzlos - sitzt.

der windfang ist wohl noch einmal später hochgezogen worden, denn er hat keine ordentliche verbindung zum mauerwerk des rechten hausteils. es gibt allerdings ein altes foto im besitz meines papas, das diesen windfang schon sehr früh zeigt, nämlich in den 60er jahren wahrscheinlich. zu dieser zeit war aber noch ein anderes, unterteiltes fenster dort eingebaut. oder aus dem unterteilten fenster wurden später die sprossen einfach herausgesägt...

Labels:

Samstag, 20. Januar 2007

erstkontakt

erste, eingehende begegnung mit unseren nachbarn zur linken, ganz klassisch über den gartenzaun: nach vorstellung und händchen geben versuche ich sie schonend auf das kommende vorzubereiten. umbauarbeiten, ähm, ja, jetzt ist es raus. ich halte den kopf in der verständnisheischenden leichten seitenneigung und warte auf die reaktion. das gehört unbedingt zu den hauptdirektiven des erstkontaktes! ja prima! endlich passiert mal was, es wäre doch schade drum, das hübsche alte haus...!

die nachbarin ist hier in dem gebiet aufgewachsen, sie kannte meine oma gut, kennt auch meinen papa schon ewig und war als kind oder auch etwas später durchaus öfter mal hier im garten und im haus. jaja. schön, daß es in der familie bleibt, sagt sie. und: ach, wir machen auch mal lärm!

und natürlich bekomme ich gleich überaus nützliche informationen zum thema trink- und abwasser, auch jetzt fällt wieder das wort honigtrommel, ja alles kein problem, machen wir auch alle so, alles ganz eingespielt usw. usf.

wir hinterlassen unsere telefonnummer, falls mal was sein sollte... und ich verspreche, sie beide, wenn das bauen vorbei ist, mal auf ein paar bratwürste und ein bier einzuladen. na, dazu sagen wir niemals nein!

erstkontakt erfolgreich absolviert: nette nachbarn, gute informationsquelle, machen auch lärm, essen wurst und trinken bier. check!

Labels:

das erste mal nach langer zeit

wieder im haus. kurz nach dem tod meiner oma vor fast zehn jahren war ich das letzte mal hier drin und habe mir damals ein paar dinge zur erinnerung mitgenommen, wie das alte senfglas, das hier schon viele jahre als trinkglas gedient hatte. es war ein trauriger moment.

damals wurde entschieden, den garten zu verpachten und auch heute kann ich nur hier herein, weil ich die pächterin um den schlüssel angebettelt habe - offizielle schlüsselrückgabe ist erst am kommenden wochenende, weil sie noch bis ende januar den pachtvertrag hat:

bevor wir losgefahren sind gestern habe ich sie angerufen und um den schlüssel gebeten. ja, naja, im prinzip schon, aber sie würde in einer stunde übers wochenende wegfahren. ob sie damit einverstanden sei, den schlüssel jemandem zu übergeben? ich könnte vielleicht eine freundin schicken... ja, das wäre in ordnung. ich versichere, den schlüssel dann wieder in ihren briefkasten zu werfen und bitte sie, einen anruf machen zu dürfen.

rufe meine freundin an, die auch zum glück gerade in der stadt in ihrem laden ist - um die ecke von der wohnung der pächterin. klar, das mach ich, sagt die freundin. und ich: nimm ihr ein paar blümchen mit! nein, sagt die freundin, das mach ich nicht, wenn sie übers wochenende weg ist - lieber einen topf dicker primeln! ich lauf sofort los!

anruf bei der pächterin: meine freundin wäre unterwegs, nenne ihr den namen. und: dankedankedanke!

keine zehn minuten später klingelt mein telefon: ich hab ihn! ruft die freundin. und vier stunden später hab ich ihn dann das erste mal in der hand. und bin heute das erste mal wieder hier in diesen beiden kleinen, fast völlig leergeräumten gartenhauszimmerchen.

Labels:

Donnerstag, 7. Dezember 2006

kindheitsort

in diesem garten habe ich viel von meiner kinderzeit verbracht. er gehörte meiner oma väterlicherseits seit den fünfziger jahren und war ihr geliebtes refugium. oma wollte immer, daß mir dieser garten einmal gehört. und ich habe, seit meine oma gestorben ist, noch kein besitztum so sehr begehrt wie diesen kleinen garten mit dem noch kleineren gemauerten gartenhaus: es ist der letzte kindheitsort, der mir geblieben ist. die obstbäume, unter denen ich in der hängematte mittagsruhe halten mußte, der geschmack der sauren johannisbeeren, die wenigen süßen erdbeeren, die, schwimmend in milch, ordentlich am gartentisch eingenommen werden mußten, während mir oma immer mal wieder den finger in den rücken piekste, damit ich aufrecht sitze...

kein anderer ort, außer der wohnung, in der ich lebe, ist meinem herzen so nah. und bald schon wird er mir gehören, und das kleine haus wird renoviert und umgebaut werden und wir werden dort wieder in der hängematte unter den apfelblüten schaukeln. und die früchte werden mir in den mund wachsen.

Labels: